
Ein Blackout ist mittlerweile eine ernst zu nehmende Gefahr. Im Gegensatz zu einem Stromausfall handelt es sich bei einem Blackout um einen länger andauernden, großflächigen Ausfall des Stromnetzes.
Dieser würde schwere soziale und ökonomische Folgen nach sich ziehen.
Die Sorge über einen möglichen Blackout im Winter 2022 ist daher berechtigt. In Europa kam es bereits am 8. Jänner 2021 beinahe zu einem Blackout Stromausfall. Dafür gibt es mehrere Gründe: Energiekrise (Probleme mit der Gaslieferung aus Russland), die Sommer-Dürre und der niedrige Wasserpegel, mehr Stromverbrauch durch Heizgeräte, Abtransport von Photovoltaik-Strom von Privathaushalten bei Minderbedarf, etc.
Durch den Ukrainekrieg und die Sanktionen gegen Russland hat Russland den Gashahn fast vollständig zugedreht. Im Winter benötigen die Österreicher das Gas zur Stromversorgung oder zum Heizen.
Der Strom aus Gas ist wichtig, um Stromschwankungen im Netz auszugleichen. Laut Bundesregierung sind die Speicher jedoch gut gefüllt, was allerdings für eine vollständige Versorgung im Winter kaum ausreichen wird.
Noch dazu kommt der niedrige Pegelstand der Flüsse, bedingt durch die Dürre im Sommer. Was zur Folge hat, dass Wasserkraftwerke nicht den gewohnten Strom erzeugen können.
Durch die enormen Gaspreise fühlen sich viele Menschen veranlasst, Elektroheizgeräte für den Winter anzuschaffen. Wenn diese Geräte alle gleichzeitig laufen würden, wäre das eine gewisse Gefahr für die Stromnetze.
Inhaltsverzeichnis:
Blackout-Szenario: So könnte ein europaweiter Stromausfall ablaufen!
Die ersten Stunden:
In der ersten Phase eines Blackouts kommt es zum Ausfall aller Kommunikationsnetze. Weder Internet noch Fernsehen funktionieren. Um gut informiert zu bleiben, empfiehlt es sich, ein vom Stromnetz unabhängiges Radio zu besitzen.
Telefone beziehungsweise Mobilfunknetze funktionieren noch per Notstrom bis etwa 18 Stunden nach dem Blackout.
Ampeln fallen aus, es kommt zu Unfällen. Tankstellen stellen den Betrieb ein, die Straßenbeleuchtungen funktionieren nicht mehr. Auch Bankomaten haben keinen Strom mehr. Ein Abheben von Bargeld ist daher nicht mehr möglich. Fahrstühle bleiben plötzlich ruckartig stehen, Züge kommen zum Erliegen. Die Heizungen bzw. Klimaanlagen fallen aus. Supermärkte schließen, weil die Kassen & die Kühlung nicht mehr funktionieren.
Krankenhäuser stellen auf Notbetrieb um, da die Stromaggregate nur 20-50 % der Leistung im Normalbereich abdecken.
In Mastbetrieben kommt es zu chaotischen Zuständen. Die Lüftung und Kühlung funktionieren nicht mehr. Kühe, Schweine und Hühner können nicht mehr versorgt werden.
Der zweite Tag:
Der Notstrom kommt allmählich zum Erliegen.
Wo es noch die Möglichkeit gibt, einzukaufen, kommt es zu Hamsterkäufen. Die Regale werden leergekauft. Die Akkus von Laptops und Handys geben ihren Geist auf.
Die Wasserversorger fallen aus, es kommt kein Wasser mehr aus den Leitungen.
Das Trinkwasser ist nun zu Ende und auch die Toilettenspülung funktioniert nicht mehr.
Die Einsatzkräfte sind im Dauereinsatz. Es kommt zu vermehrten Hausbränden, da die Menschen versuchen, sich Essen zu kochen bzw. ihre Häuser zu heizen. Auf den Straßen herrscht Chaos. Die Polizei hat alle Hände voll zu tun, um die Ordnung aufrechtzuerhalten.
Der Zustrom an den Krankenhäusern steigt enorm an.
Dritter bis Sechster Tag:
Den ersten Menschen gehen die Lebensmittel aus. Informationen sind nur mehr schwer zu beschaffen. Die Verunsicherung in der Bevölkerung wächst immer weiter. Kriminelle entkommen aus den Gefängnissen. Es bilden sich die ersten gewaltbereiten Gruppierungen. Gewalt, Einbrüche und Plünderungen nehmen zu, Lebensmittel werden zu Wucherpreisen angeboten.
Die Müllberge stapeln sich, es besteht Seuchengefahr.
Eine Woche nach dem Blackout
Die allerletzten Notstromreserven versiegen, was nun zur Folge hat, dass auch die letzten Radiosender ausfallen. Hunger & Durst in der Bevölkerung nehmen zu. Viele haben vergessen die Blackout Vorsorge ernst zu nehmen und Vorräte anzulegen. Es kommt zu Krankheiten da die Menschen aus Verzweiflung aus ungenießbaren Quellen trinken. In ganz Europa droht der Super-GAU, da die Reaktoren in den Atomkraftwerken nicht mehr ausreichend gekühlt werden können.
Bis wieder Normalität herrscht können Wochen vergehen.
Siehe Blogbeitrag: “Wie lange dauert ein Blackout in Österreich?”
So sieht die Blackout Vorsorge in Österreich aus!
Vor Kurzem fand in Österreich ein „Blackoutgipfel“ zwischen Verantwortungsträgern und Experten statt, auf welchem man nach Strategien für den Ernstfall suchte.
In erster Linie heißt es mit Strom sorgsam umzugehen, damit es zu keinem Blackout kommt. Mittelfristig wird mehr Mut von der Politik gefordert. Experten fordern die Infrastruktur der erneuerbaren Energien auszubauen und gleichzeitig aber die Netzinfrastruktur umgehend auszubauen. Man wolle auch Bewusstsein schaffen für den Ernstfall eines totalen Stromausfalls. Hierzu gibt es bereits mehrere Blackout Veranstaltungen der Wirtschaftskammer. Das Interesse ist hierfür enorm.
Netzbetreiber, Energieversorger und Sozialpartner haben sich vor Kurzem konstituiert, um die Stromzuteilungen zu entscheiden und Notfalls Szenarien durchzuspielen. In Österreich rechnet man im Falle eines Blackouts mit einer Dauer von drei bis vier Tagen. Es kann aber auch 14 Tage dauern, bis das Netz wieder aufgebaut ist.
Es wird daher empfohlen, eine private Vorsorge zu treffen, um im Fall der Fälle eine 14-tägige Selbstversorgung gewährleisten zu können.
Die Ausrüstung von Feuerwehrhäusern mit Notstromaggregaten für Blackout Situationen wird derzeit gefördert. In den Gemeinden wird versucht, die Wasserver- und Abwasserentsorgung durch Pumpen zu sichern. Auch das Heer bereitet sich aktuell, gemeinsam mit Blaulichtorganisationen und den Behörden darauf vor, zu helfen. In Niederösterreich sollen zB alle Kasernen zu energieautarken Inseln werden.
Vor Kurzem fand im Burgenland in der Gemeinde Wiesen eine großangelegte Blackoutübung statt. Um 20 Uhr gingen in der 2.800 Einwohner zählenden Gemeinde die Lichter aus. Neben den Einsatzkräften beteiligten sich auch dutzende ehrenamtliche Blackouthelfer. Ziel war es die Bevölkerung in Sachen Trinkwasseraufbereitung, in der Stromversorgung, Zubereitung von Essensrationen und im Aufbau eines Bettenlagers zu schulen. Die Übung dauerte mehrere Stunden.
Das Beispiel der Gemeinde Wiesen ist leider ein Ausnahmefall. Noch immer wird zu wenig für die Vorbereitung auf dieses Szenario getan. Hier sind viele Punkte leider noch eher in der Planungsphase als in der aktiven Umsetzungsphase, weshalb eine private Vorsorge umso wichtiger ist.
Es wird empfohlen, sich einen 14-tägigen Lebensmittel & Wasservorrat anzulegen.
Wie wahrscheinlich ist ein Blackout in Österreich?
Die Wahrscheinlichkeit eines Blackouts ist hoch. Einige Experten rechnen sogar damit, dass man in den nächsten Monaten bzw. wenigen Jahren mit einem europaweiten Blackout rechnen muss. Aber auch hier gehen die Einschätzungen der Experten weit auseinander. Laut österreichischen Bundesheer liegt die Wahrscheinlichkeit, dass es in den nächsten fünf Jahren zu einem Blackout in Österreich kommt bei fast 100 Prozent.
Der Ursprung dafür sei im Umbruch der europäischen Stromversorgung durch die Energiewende zu finden. Neben technischem oder menschlichem Versagen besteht auch die Gefahr durch kriminelle oder terroristische Aktionen, eine Epidemie/Pandemie oder klimatisch bedingte Ereignisse.
Durch den aktuellen Gaskrieg wird auch vermehrt auf erneuerbare Energie gesetzt. Photovoltaikanlagen erzeugen unter Tags viel Strom und in der Nacht keinen Strom, Windkraft erzeugt bei Wind viel Strom und bei Stillstand keinen Strom. Diese volatile Erzeugung setzt unsere Stromnetze immer stärkeren Schwankungen aus. Viele Netze sind bereits jetzt an der Grenze ihrer Aufnahmefähigkeit. Der Ausbau der erneuerbaren Energie stellt deshalb für die Betreiber eine enorme Herausforderung dar. Das Gas wird deshalb benötigt, um das Netz zu stabilisieren. Solange es nicht genügend Speichermöglichkeiten gibt, werden Gaswerke auch weiter relevant bleiben.
Unsere Infrastruktur ist bereits ziemlich in die Jahre gekommen und die Investitionen in eine Wartung und die Erweiterung der Netze waren in den letzten Jahren immer mehr rückläufig. Durch die Energiewende, den Ausbau der erneuerbaren Energien, der Elektromobilität oder den Wetterphänomenen der letzten Jahre kommen auch hier große Herausforderungen auf das Stromnetz zu. Die großen Netzbetreiber in Österreich wollen bis 2030 hier allerdings rund 10 Milliarden Euro in den Ausbau investieren.
In der EU liegt die Agenda Blackout ebenfalls bereits auf dem Tisch. Man bereitet sich dort bereits auf Blackouts in diesem Winter vor. Die Regierungen wurden aufgefordert, den Stromverbrauch um insgesamt zehn Prozent zu senken.
Eine immer größer werdende Gefahr ist auch die eines großangelegten Cyberangriffs auf unsere Stromnetze. Auch von Sabotageakten geht eine enorme Gefahr aus, wie uns das Beispiel der Sabotage an den Nord Stream Pipelines und damit einen direkten Angriff auf die Gasversorgung lehrte. Hier gab es in den schwedischen Gewässern Detonationen, welche zu schweren Schäden an den Gaspipelines geführt hatten.
Wann kommt der Blackout 2022?
Ein Blackout wird eintreten, die Frage ist nur wann und das kann man an keinem konkreten Datum festhalten. Wir befinden uns in einer kritischen Übergangsphase, in welcher Dinge leicht schiefgehen können. Das Risiko eines Blackouts hat sich in den letzten Jahren von Typ 1 zu Typ 3 entwickelt.
Experten rechnen bereits mit einer Blackout Wahrscheinlichkeit in den nächsten Monaten bzw. wenigen Jahren. So kann es verstärkt durch die Probleme mit der Gaslieferung aus Russland, der Sommer-Dürre und niedrigen Wasserpegel, mehr Stromverbrauch durch Heizgeräte, Abtransport von Photovoltaik-Strom von Privathaushalten bei Minderbedarf bereits im Winter zu diesem Szenario kommen.
In manchen Städten wie zB in Köln bereitet man sich bereits auf einen 72-stündigen Blackout im Winter 2022 vor. Deutschland befindet sich auch mittlerweile in Alarmstufe 2 des Gasnotfallplans. Näheres dazu in unserem Blog „Blackout Wien: Wie lange steht die Großstadt still?“